Philosophie

Wenn der Magen nicht dicht hält

...kann Sodbrennen die Folge sein, aber auch viele andere Symptome sind möglich. Am Alice-Hospital haben verschiedene Fachärzte gemeinsam ein Refluxzentrum gegründet.

Eine fiktive aber mögliche Krankengeschichte: Eine 45-jährige Frau leidet über Wochen an Heiserkeit. Weder der Hausarzt noch ein Hals-, Nasen-, Ohren-(HNO-) Facharzt finden eine Ursache. Monate später bekommt die Frau zusätzlich Sodbrennen. Jetzt verschreibt ihr der Hausarzt ein Medikament, durch das der Magen weniger Säure produziert – und siehe da: nicht nur das Sodbrennen sondern auch die Heiserkeit lassen deutlich nach. Zufall? Eher nicht, denn wenn Mageninhalt über einen längeren Zeitraum in die Speiseröhre aufsteigt (siehe auch Kasten), kann das viele Auswirkungen haben.

Heiserkeit ist nur eine davon. Auch andere Erkrankungen im HNO-Bereich, anhaltender Husten oder Asthmaanfälle sind in manchen Fällen durch einen Rückfluss von Magensaft ausgelöst und sogar schwere Lungenerkrankungen wie eine chronisch eitrige Bronchitis, eine Fibrose (Vernarbung der Lunge) und ein Lungenemphysem können durch Magenrückfluss verursacht werden. Oft tritt Sodbrennen dabei überhaupt nicht auf. Dann ist eine Diagnose schwierig. Zudem nicht alle Ärzte davon wissen. Das kann fatale Folgen haben: Oft nehmen Patienten über Jahre Medikamente mit Nebenwirkungsrisiken ein, ohne dass die wirkliche Ursache behandelt wird.

Um einen Reflux zu diagnostizieren und zu therapieren, ist es notwendig, dass Ärzte aus verschiedenen Fachrichtungen zusammenarbeiten. Deshalb haben der Chirurg Dr. Thomas Stroh, der HNO-Arzt Dr. Florian Michel und der Kinderpneumologe Dr. Peter Ahrens am Alice-Hospital ein Refluxzentrum gegründet. Assoziiert sind internistische Pneumologen und die Gastroenterologen am Alice-Hospital.

Erste Anlaufstelle für Patienten ist die chirurgische Gemeinschaftspraxis Drs. Werner/Stroh/Fritsche in der Elisabethenstraße Darmstadt. Nach einem ausführlichen ersten Gespräch mit dem Patienten besprechen die Ärzte gemeinsam, welche Untersuchungen sie einem Patienten vorschlagen.

Das kann zum Beispiel eine sogenannte Impedanz-pH-Metrie sein. Dieses moderne Verfahren lässt die Bestimmung der Häufigkeit und Dauer des Magensaftrückflusses zu – es ist ab er auch das Aufsteigen von nichtsäurehaltigem Mageninhalt zu erkennen – beides wichtige Informationen für das Erkennen der Erkrankung und die Therapieplanung. Eine neue Methode ist die Videopanendoskopie. Bei dieser Untersuchung führt der HNO-Arzt Dr. Florian Michel ein besonders dünnes Endoskop durch die Nase bis in den Magen eines sitzenden Patienten ein. „Damit sieht man sogar kleinste Tröpfchen, die in die Speiseröhre aufsteigen“, sagt Dr. Michel.

Neben diesen Verfahren kann zusätzlich eine Darstellung des Druckverlaufes im Ösophagus und des oberen und unteren Schließmuskelapparates der Speiseröhre mithilfe des aktuell modernsten Untersuchungssystems – der HR-Manometrie – erfolgen.

Neben den drei Gründungsmitgliedern sind weitere Fachärzte eingebunden. Doch hier kocht nicht jeder sein eigenes Süppchen, sondern im Zentrum werden alle Befunde zusammengetragen und beurteilt – mit dem Ziel, eine ganzheitliche Behandlung für den Patienten zu erreichen. „Die hohe Spezialisierung in der Medizin ist segensreich“, sagt Dr. Stroh, „wenn man sie zusammenführt.“